Schlosskirche

The Spirit Of The Place

Ein Konzertort braucht eine besondere Atmosphäre.
Das acoustics-Team hat diese im niederrheinisch-rustikalen Ambiente von Schloss Diersfordt gefunden. Keine Philharmonie, keine Tiefgarage… aber die intime Aura einer denkmalgeschützten Rokoko-Kirche, in der man Künstler von Weltrang erleben kann, die sich an diesem besonderen Ort sichtlich wohlfühlen und vom Publikum gefeiert werden. Hier traten zum Abschluss des Sommerton-Festivals auf: Michel Godard mit seinem Monteverdi-Ensemble, John Surman, Jean-Louis Matinier im Duo mit Marco Ambrosini, Ketil Björnstad mit Hakon Kornstad, Rolf Lislevand und Renaud García-Fons.

Die mittelalterliche Diersfordter Burgkapelle, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auch Erbbegräbnis der Freiherren von Wylich, wurde 1774 durch einen Neubau ersetzt. Alexander Hermann Freiherr von Wylich (1698-1776) beauftragte den Landesbaumeister Francke mit der Errichtung der heutigen Schlosskirche. Der im Rokoko, dem Stil der Zeit, gestaltete reformierte Kirchenbau wurde 1780 fertig gestellt. Er war, wie die Kapelle zuvor auch, Pfarrkirche der reformierten Gemeinde Diersfordt.

Renaud García-Fons Solokonzert

Bei Kriegsende wurde die Schlosskirche durch Granatbeschuss schwer beschädigt. Den Wiederaufbau leitete der britische Militärkommandant, der auf Schloss Diersfordt saß, in die Wege. Im Dezember 1951 konnte die Kirche wieder der Gemeinde übergeben werden. Zuletzt wurde sie im Jahre 2000 einer aufwändigen Renovierung unterzogen.

Das Aussehen des Innenraums mit seiner flachen Stuckdecke wird maßgeblich durch einen Wiederaufbau in den Jahren 1951/52 bestimmt. Die Ausstattung zeigt anschaulich den Gegensatz zwischen der Prachtliebe des adligen Kirchenbauherrn und der von der evangelischen Kirche angestrebten Einfachheit von Kirchenräumen. Aus der recht schlichten Ausstattung in späten Rokokoformen sticht vor allem die aufwändige Kanzel hervor, die – ebenso wie die Empore – mit Schnitzereien der Weseler Bildhauerin Eva Brinkmann verziert ist. Ihr gegenüber befindet sich am anderen Ende die neue Orgel der Orgelbaufirma Rainer Müller aus Merxheim, die am 2. Dezember 2012 in einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht wurde. Es handelt sich um eine einmanualige vollmechanische Schleifladenorgel mit 13 Registern und 764 Pfeifen.

Die Kirche bietet Platz für etwa 120 Gläubige und ist seit Auflösung des Patronats im August 1959 im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren.

1985 wurde Schloss Diersfordt in die Denkmalliste aufgenommen.

Fotos: Volker Beushausen, Oguzhan Yoldas (Sommerton e.V.)
Ekkehart Malz (Rheinische Post) , Wikimedia