„Die noch junge Konzertreihe „acoustics“ in der Rokoko-Kirche des Diersfordter Schlosses ist in kürzester Zeit zum Inbegriff eines außergewöhnlichen Kunsterlebnisses geworden. Die Schlosskirche ist ein Ort, der nicht nur aufgrund seiner architektonischen Schönheit, sondern vor allem seiner Akustik besticht, die ihn für Musikdarbietungen außergewöhnlich macht. Wenn hier auf kleinem Raum Konzerte von Weltrang geboten werden, begegnen sich Interpreten und Publikum auf Augenhöhe, kommen sich ungewöhnlich nahe.“

(Muziekbiennale Niederrhein)


Sonntag, 10. September 2023 / 15.00 Uhr

Anja Lechner / Pablo Márquez
(Deutschland /Argentinien)

„So zaubern die Musiker auf dieser CD viele herrliche Momente herbei.
Die Nacht ist ein verträumtes Album, das sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.“
(Ole Pflüger, WDR3)

Spätestens seit der Romantik neigen die die Deutschen dazu, künstlerische Tiefe mit Melancholie, Trauer und Grüblertum zu verbinden. Das Schubert-Programm „Die Nacht“ der Münchener Cellistin Anja Lechner und des argentinischen Gitarristen Pablo Márquez beweist, dass man aber selbst den Leiermann, also den späten Schubert, hören und spielen kann, ohne tieftraurig zu werden. Anja Lechner und Pablo Márquez haben über Jahre in ihren Duo-Konzerten unterschiedlichstes Repertoire und musikalische Ausdrucksformen erforscht. Für ihr Schubert-Projekt ergibt sich ein konzeptueller Kontext aus der starken Tradition von Liedern mit Gitarrenbegleitung im Wien des 19. Jahrhunderts. Viele von Schuberts Liedern wurden zu Lebzeiten des Komponisten in alternativen Versionen mit Gitarre veröffentlicht, in einigen Fällen erschien die Gitarrenversion sogar vor der für Klavier. Zentrum des Konzertes ist die Arpeggione-Suite. Die Arpeggione war zu Schuberts Zeit ein ganz neues Instrument mit sechs Saiten und Bünden, ein Zwitter aus Cello und Gitarre, und wurde seinerzeit auch „Bogen-Gitarre“ oder „Guitarre d’amour“ genannt. Durchgesetzt hat sie sich nicht. Wahrscheinlich wäre das Instrument inzwischen längst vergessen, hätte Schubert nicht diese eine Sonate für die Arpeggione komponiert. Heute übernimmt den Arpeggione-Part meist ein Cello oder eine Bratsche. Jeder Cellist merkt aber schnell, dass dieses Stück nicht für sein Instrument geschrieben ist. Vieles liegt unangenehm, spielt sich in der hohen Lage ab. Der originale Klavierpart ist durchlässig und eignet sich daher besonders gut für die Gitarre. „Die Bearbeitung für Cello und Gitarre, die Anja Lechner und Pablo Márquez spielen, ist sehr gekonnt und sensibel eingerichtet. In den aufbegehrenden Stellen spielt das Duo energiegeladen, aber immer feinsinnig. Und dann bringt diese Version auch volksmusikalische Assoziationen mit sich, etwa wenn die Gitarre eine Akkordbegleitung zur Cello-Melodie anstimmt. Mit diesen Liedbearbeitungen zeigen Anja Lechner und Pablo Márquez nicht nur, wie subtil und zugleich zeitgemäß Schuberts Kammermusik interpretiert werden kann, sondern auch wie facettenreich, lebendig und zeitlos faszinierend diese Musik ist.“ (BR Klassik -Meret Forster) „Die Nacht“ wurde zuletzt auf einer Europatournee mit Konzerten in Deutschland, Österreich, Frankreich, Ungarn und Rumänien vom Publikum gefeiert.

Anja Lechner (Cello) / Pablo Márquez (Gitarre)

Das Konzert von Anja Lechner und Pablo Márquez wird Ihnen präsentiert von der Fasselt Stiftung.


Sonntag, 24. September 2023 / 15.00 Uhr

Isfar Sarabski
(Aserbeidschan)

»… Mit „Planet““ liefert Sarabski trotz seiner Jugend ein reifes, vor Leidenschaft knisterndes und faszinierendes Meisterwerk ab.« (Jazzthetik, Mai-Juni 2021)

Isfar Sarabski, der derzeit meistdiskutierte aserbaidschanische Musiker, wird als Newcomer der Stunde gefeiert. Vollkommen zurecht, baut er mit seiner Musik doch spielend leicht eine Brücke zwischen Orient und Okzident, moderner Jazz-Auffassung und Tradition, Straight Ahead-Jazz und Club-Musik, Akustik-Trio, Folk und Electronic Music.

Als er 2009 die Solo Piano Competition des Montreux Jazz-Festivals gewann, sagte ihm kein Geringerer als Quincy Jones eine große Karriere voraus. Und tatsächlich hat sich der junge Pianist, Komponist und Arrangeur seitdem genügend Lorbeeren live erarbeitet, um Theatersäle zwischen seiner aserbaidschanischen Heimatstadt Baku, Berlin, New York und Los Angeles mühelos füllen zu können.

Schon während des Stipendiums am Berklee College of Music in Boston beeindruckte er seine Lehrer gleichermaßen mit neugierig- aufgeschlossenen Mäandern zwischen Jazz-Impressionismus und der Folklore-Tradition seiner Heimat. Die Fährte, der Sarabski seitdem folgt, wurde in seiner Kindheit gelegt. Seine Mutter ist Geigen-Lehrerin, sein Vater ein großer Musikkenner, der neben Jazz, Rock, Soul und Funk, auch Bach, Brahms und Beethoven schätzt. Sein Urgroßvater Huseyngulu Sarabski wurde im Orient als Musikpionier, Opernsänger, Musiker, Schauspieler und Bühnenautor verehrt.
Den ersten pianistischen Gehversuchen mit vier Jahren folgte die Aufnahme in die Musikschule in Baku, das Lernen der traditionellen Mugam-Improvisationssprache und das Entdecken der Alben von Herbie Hancock, Miles Davis und Bill Evans.

Mitte der ersten Dekade dieses Jahrhunderts hatte Isfar Sarabski seine eigene Sprache gefunden. Arabische Skalen treffen auf Mugam, druckvolle Rhythmik und ein sattes Fundament an Jazz- und Klassik-Harmonien. Sarabskis Stücke folgen einerseits logischer Korrektheit in ihren architektonischen Aufbauten. Andererseits setzt er ihnen Krönchen auf, die sangbar sind. Seine Finger tanzen elegant über die Tasten seines Klaviers – als ob sie der Schwerkraft trotzen würden. Sie erzählen Geschichten, zugänglich, anspruchsvoll und eindringlich zugleich. Es sind Motive voller funkelnder Schönheit, die der Musiker und Kosmopolit mittels schneller, metrischer Wechsel abstrahiert, um sie sodann wieder mit feinem Gespür für Melodien zu verdichten. Sarabskis Musik ist großes Kino mit Momenten, die eine Fülle an inneren Bildern hervorruft.
Im Frühjahr 2021 erschien Sarabskis Debüt-Album „Planet“ beim Major-Label Warner Music.


Isfar Sarabski (Piano)

Das Konzert von Isfar Sarabski wird Ihnen präsentiert von der Fa. Holemans. 


Sonntag, 01. Oktober 2023 / 15.00 Uhr

Claire Antonini / Renaud Garcia-Fons
(Frankreich)

»… ein schlicht hochemotionaler, melodisch wie rhythmisch überwältigender Saitenzauber in zeitloser Frische und faszinierender Klangpracht.« (Stereo, August 2019) 

Der Franzose Renaud García-Fons hat den tief tönenden Kontrabass, also ein Instrument, das zumeist in der Begleitung eine Rolle spielt, revolutioniert und wird als der „Paganini des Kontrabasses“ bezeichnet, der den Bass durch Einbau einer fünften Saite und eine bis dahin ungeahnte spieltechnische Perfektion zum „Singen“ gebracht hat.

Seine Duo-Partnerin Claire Antonini wurde durch ihre Zusammenarbeit mit dem Countertenor Philippe Jaroussky bekannt. Sie steht dabei dem Überflieger am Kontrabass in nichts nach. Die Künstlerin studierte sowohl Alte wie Orientalische Musik und kann eine Vielfalt an Spieltechniken abrufen, die weit über das Können einer Barockspezialistin hinausreichen. Ihr Instrument, die Theorbe, eine tiefe Laute mit extrem langen Hals, wurde im Barock entwickelt, weil man für die „neue Musik“ ab 1600 ein tiefes Bassregister zur Begleitung benötigte. 
Renaud García-Fons und Claire Antonini sind als Duett schon seit vielen Jahren aktiv. In seinem Programm „Farangi (Du baroque à l’Orient)“ improvisiert das Duo über Melodien aus dem Orient und dem Barock.
„Das Repertoire besteht aus 19 kurzen und größtenteils eigenen Kompositionen, die in Form von Miniaturen eine imaginäre Reise zu einer kulturellen Kreuzung darstellen. So klingt der Kontrabass manchmal wie eine Ney und die Theorbe wie eine Sitar. Die Kombination der beiden Stimmen und ihre vielfältigen Timbres und Modi geben den Stücken immer neue Orchestrierungen.

Stilistisch lässt sich da wenig einordnen, jede Schublade ist zu klein. Seit Jahrzehnten ist der Kontrabassist zwischen den Musikwelten unterwegs. Er wildert im Jazz, jagt durch die Weltmusik, hat ein Ohr auf die Klassik gerichtet und das andere Richtung orientalischer Musik. Genre-Grenzen sind für García-Fons kleine Hürden, die man sportlich nehmen muss. Beflügelt wird seine Neugier von einer überragenden Spieltechnik. Doch es ist bei weitem nicht alles auf Tempo gebürstet. Im Duett erschaffen Renaud García-Fons und Claire Antonini immer wieder ruhige Klangflächen, auf denen sie kontemplativ verweilen. (SWR2 – Georg Waßmuth)

Renaud Garcia-Fons (fünfseitiger Kontrabass / Percussion auf dem Bass)
Claire Antonini (Theorbe / Barocklaute / Sopranlaute) 

Das Konzert von Renaud Garcia-Fons & Claire Antonini wird Ihnen präsentiert von der Volksbank Rhein-Lippe eG